UND MORGEN DIE GANZE WELT - FILM-Diskussion (Schulen)
D/ 2021/ 111 Min. / Drama
Regie: Julia von Heinz / Drehbuch: John Quester, Julia von Heinz
Besetzung: Mala Emde, Noah Saavedra, Tonio Schneider
Mala EmdeNoah SaavedraTonio SchneiderLuisa-Céline GaffronAndreas LustNadine SauterIvy LissackHussein EliraquiVictoria TrauttmansdorffMichael Wittenborn
Unsere Veranstaltung ist eingebunden in das Gedenken an die Pogromnacht 1938 in Nazideutschland, deren 83. Jahrestag wir in diesen Tagen begehen.
Zum Filmgespräch begrüßen wir ganz herzlich Leo Merkel – Junior Producer des Films. Die Filmdiskussion leitet Sirkka Möller.
Luisa (Mala Emde) ist 20 Jahre alt, stammt aus gutem Haus, studiert Jura im ersten Semester. Und sie will, dass sich etwas verändert in Deutschland. Alarmiert vom Rechtsruck im Land und der zunehmenden Beliebtheit populistischer Parteien, tut sie sich mit ihren Freunden zusammen, um sich klar gegen die neue Rechte zu positionieren. Schnell findet sie Anschluss bei dem charismatischen Alfa (Noah Saavedra) und dessen besten Freund Lenor (Tonio Schneider): Für die beiden ist auch der Einsatz von Gewalt ein legitimes Mittel, um Widerstand zu leisten. Bald schon überstürzen sich die Ereignisse. Und Luisa muss entscheiden, wie weit zu gehen sie bereit ist – auch wenn das fatale Konsequenzen für sie und ihre Freunde haben könnte.
Inspiriert von eigenen Erlebnissen, hat Julia von Heinz zusammen mit John Quester das Drehbuch geschrieben. In der Hauptrolle fasziniert Mala Emde („303“) als kämpferische junge Frau, die im Sturm und Drang der Gefühle vor radikalen Entscheidungen steht. An ihrer Seite erweisen sich Noah Saavedra („Freud“), Tonio Schneider und Luisa-Céline Gaffron („Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“) als nicht minder aufregende Entdeckungen.
Der Film lief im Wettbewerb der 77. Internationalen Filmfestspiele in Venedig und hat die Hofer Filmtage eröffnen.
„WIR MÜSSEN WAS TUN“ - Ein Gespräch mit Julia von Heinz
Was gab den Ausschlag für Sie, „Und morgen die ganze Welt“ drehen zu wollen? Was ist die Genese des Projekts?
UND MORGEN DIE GANZE WELT hätte schon mein erster langer Film werden sollen. Ich trage den Stoff in mir, seit ich Filme machen will. Tatsächlich ging auch schon eine erste Drehbuchfassung im Jahr 2002 an den WDR. Dies ist mit dem heutigen Film nicht vergleichbar, aber der Kern ist über all die Jahre derselbe geblieben: eine junge Frau, die in die linke Szene eintaucht und dort vor die Frage gestellt wird, ob Gewalt ein politisches Mittel sein kann oder sogar muss in bestimmten zugespitzten gesellschaftlichen Zuständen. Über dieser Frage zerbricht die Gruppe, zerbrechen Loyalitäten und setzen sich später auf neue Art und Weise wieder zusammen.
Wie hat sich der Stoff im Lauf der Jahre entwickelt? Wann nahm er Form an und wurde zu UND MORGEN DIE GANZE WELT?
Das Projekt hat verschiedene Phasen durchlaufen. Es war zunächst ein Spielfilm, der sich rund um einen wahren Fall drehte, die Tötung des Nazis Gerhard Kaindl in Neukölln im Jahr 1992. Dass wir den Stoff damals nicht finanziert bekamen, ist rückblickend ein Glück. Ich war damals noch nicht soweit, diesen Film, wie er mir vorschwebte, drehen zu können. Dann haben wir einen Dokumentarfilm geplant mit alten Antifa-Veteranen, Freunden von uns: Wie haben sich ihre Utopien ins Erwachsenenleben hinein fortgesetzt, wie kann man sie sich erhalten? Das wäre sehr spannend geworden, wurde aber ebenfalls nicht finanziert. Dann legten wir den Stoff fiktiv historisch an, in den 1990er-Jahren, das war dann schon UND MORGEN DIE GANZE WELT. Damit haben wir zum ersten Mal Drehbuchförderung bekommen, der FFF glaubte an den Stoff. Während des Schreibens wurde uns aber bewusst: Das ist kein historischer Stoff. Diese Geschichte musste in der Gegenwart spielen, im Deutschland von heute, im Hier und Jetzt.
Ihr Film erzählt mit den Mitteln des Sturm und Drang eine ungewöhnliche Liebesgeschichte ebenso wie von der Selbstfindung einer jungen Frau, die vor folgenschwere Entscheidungen gestellt wird, all das vor einem nicht nur in Deutschland höchst aktuellen politischen Hintergrund. Welche Themen waren Ihnen wichtig? Was wollen Sie erzählen
Zunächst gehe ich bei dem Film ganz stark von mir aus und stelle Fragen, die mich selbst schon immer, aber auch zunehmend wieder beschäftigen, nämlich: Wie weit ist man bereit, für seine politischen Überzeugungen zu gehen? Welchen Preis ist man bereit zu zahlen? Und auch: Wie ehrlich ist überhaupt so ein politisches Engagement? Oder inwieweit wird es teilweise von ganz persönlichen Motiven getrieben, die mit den Inhalten selbst nichts zu tun haben? Darum kreist der Film. Es geht mir um keine politische Botschaft. Ich habe viele Jahre in meinem Leben Flugblätter geschrieben, das ist wohl das geeignetere Medium für politische Botschaften. Im Film geht es um Menschen und ihre Gefühle, die zu bestimmten Handlungen führen. Auszug weitere Infos auf:
In freundlicher Zusammenarbeit mit der REGIO-Nord.
Zukunft braucht Erinnerung / Philomag
Vorverkauf: 5 € / Tageskasse: 7 € / Schüler: 1 €