mit den Gästen:
Roland Jahn / BStU, Anna Fransika Schwarzbach / Künstlerin Berlin, Ann Mueller/ Leiterin der Kulturabteilung der Botschaft Luxemburgs in Berlin, S. Nitsche, A. Taffel – Autorinnen
Moderation: André Förster (Verlag Berlin Brandenburg), Musik aus der Rille gekratzt…
Anna Franziska Schwarzbach (Skulpturen, Zeichnung, Grafik…) / Berlin
1949 in Rittersgrün im Erzgebirge geboren,in Schwarzenberg aufgewachsen 1964-1968 Bertolt-Brecht Oberschule Schwarzenberg,Abitur, Facharbeiter als Rinderzüchter
1968-1973 Architekturstudium an der KunsthochschuleBerlin-Weißensee bei Prof. Selman Selmanagic
1973-1975 Architektin am Palast der Republik
1975-1979 Abendstudium der Porträtplastik an derKunsthochschule Berlin-Weißensee
Seit 1977 freiberufliche Bildhauerin
S. Nitsche, A. Taffel
„Das wunderbare Jahr der Anarchie“
Autoren: Christoph Links, Sybille Nitsche und Antje Taffelt
Ostberlin, 4. November 1989. Mehr als eine halbe Million Menschen demonstrieren auf dem Alexanderplatz gegen das SED-Regime für Meinungs-, Versammlungs- und Reisefreiheit. Es ist die größte frei organisierte Massendemonstration, die die Deutsche Demokratische Republik jemals erlebt hat, und sie markiert ihren historischen Wendepunkt.
Das Machtgefüge der SED-Diktatur, in der die Macht der Mächtigen auf der Ohnmacht der Ohnmächtigen beruhte, war im Herbst 1989 aus dem Lot geraten. Immer mehr Menschen waren das erniedrigende Schweigen und Dulden leid und leisteten mit friedlichen Mitteln Widerstand. Dem hatte das politische System, das mehr als vier Jahrzehnte lang das Leben seiner Bürger kontrolliert und reglementiert hatte, nichts mehr entgegenzusetzen. Von da ab ging es für das SED-Regime nur noch abwärts. Genaugenommen implodierte es, sein Herrschaftsapparat brach einfach in sich zusammen. Das war seltsam und in der jüngeren Geschichte Europas ein bis dahin einzigartiges Phänomen. Niemand war mehr da, der die Macht mit aller Macht verteidigen wollte und noch seltsamer war: Niemand mehr wollte die Macht haben, eine Zeit lang zumindest schien es so.
„Keine Macht für Niemand!“, diese Losung propagierten einige Anarchisten aus Weimar auf der historischen Demo in Ostberlin am 4. November 1989 auf einem bettlakengroßen schwarzen Tuch. Auf einem weiteren Spruchband forderten sie die „Veröffentlichung sämtlicher Werke von M. Bakunin und Erich Mühsam“. Anarchisten sind Büchermenschen und das macht die Forderung der ostdeutschen Anarchisten plausibel. Andere Demonstranten forderten: „Die Ostsee frei für Surfer und Segler!“. Jeder forderte das, was er sich am sehnlichsten wünschte. Und so finden sich in „Das wunderbare Jahr der Anarchie“ zahlreiche Berichte von Zeitzeugen, in denen die Freude an der erlebten Anarchie zum Ausdruck kommt, so wie in der Erinnerung von Heiner Noske, damals Mitglied der Wissenschaftsredaktion des DDR-Rundfunks: „Wenn man sich heute mit ehemaligen Kollegen trifft, dann kommt sehr schnell die Sprache auf jene Zeit, in der alles möglich schien, in der wir die Freude selbstbestimmten Handelns erleben konnten. Das gibt es nicht so häufig im Leben. Viele von uns hat das nachhaltig geprägt.“
Auszug/ Quelle: http://dadaweb.de/wiki/Das_wunderbare_Jahr_der_Anarchie Jochen Schmück, Potsdam, im Februar 2010
Ann Muller / Berlin
Ann Muller, 1961 in Luxemburg geboren hat luxemburgische, belgische, deutsche und polnische Vorfahren. Nach ihrem Abitur studierte sie Kunst und Kunsttheorie an verschieden Universtäten in Bruxelles, Berlin, Frankfurt am Main und Moskau. Seit 1991 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin und leitet seit 2008 die Kulturabteilung der Luxemburger Botschaft in Deutschland. Sie hat 2 erwachsene Kinder und ist mit dem in Ascherleben geborenen Theater-Regisseur Kay Wuschek verheiratet.
Roland Jahn / geb. am 14. Juli.1953 in Jena
Am 9. Juni 2016 wurde Roland Jahn für eine zweite Amtszeit von fünf Jahren vom Deutschen Bundestag wieder gewählt. Am 14. März 2011 hatte er das Amt erstmals angetreten. Er ist Nachfolger von Joachim Gauck, BStU von 1990 bis 2000 und Marianne Birthler, BStU von 2000 bis 2011.
Roland Jahn war Mitbegründer der oppositionellen Friedensgemeinschaft Jena. Er protestierte gegen fehlende Meinungsfreiheit und die zunehmende Militarisierung in der DDR. Nach seiner Kritik an der Ausbürgerung Wolf Biermanns wurde er 1977 vom Studium der Wirtschaftswissenschaften exmatrikuliert. 1983 wurde er von der Stasi gegen seinen Willen aus der DDR geworfen. Von West-Berlin aus hielt er Kontakt zur DDR-Opposition und baute ein Informationsnetzwerk zwischen Ost und West auf. Für die ZDF-Redaktion "Kennzeichen D" und das ARD-Magazin "Kontraste" berichtete er über Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in der DDR.
Nach dem Fall der Mauer wurden die Folgen der SED-Diktatur eines seiner zentralen Themen als ARD-Redakteur. Im Januar 2011 wurde er vom Deutschen Bundestag zum Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen gewählt und trat am 14. März 2011 sein Amt an. Am 9. Juni 2016 wählte der Bundestag ihn für eine zweite Amtszeit von fünf Jahren wieder.
Vorverkauf: 5 € / Tageskasse: 7 € / Schüler: 1 €