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Ausstellung: Markus Keibel


Where the spirit touches the bone

Der zeitgenössische Künstler Markus Keibel, lebt und arbeitet in Berlin, zeigt in der aktuellen Ausstellung der Kunstscheune die Arbeit „White papers of resistance.“ Es ist ein großformatiges Werk von neun Metern Länge, das in abstrakten Formen und reduzierter Farbigkeit von schwarzen und weißen Flächen dominiert wird. Die hellen Flächen rekurrieren auf die weißen Blätter, die als stiller Protest gegen autoritäre Staatsgewalt, unter anderem in Russland und China, in jüngster Zeit hochgehalten wurden.

Bewegt man sich vom zeitgenössischen Kunstraum weg, über den Klosterhof, in das wenige Schritte entfernte Klostermuseum, so begegnet man dort der Abbildung des Zehdenicker Altartuchs aus dem 13. Jahrhundert. Es bildet auf kleinteiligen, handgefertigten Stickereien die Geschichte Marias ab. Das Altartuch wurde von Nonnen des damals ansässigen Zisterzienser-Klosters angefertigt. In der Auseinandersetzung mit dem Ort, entdeckte Markus Keibel früh, dass die Marien-Erzählung, wie von den Klosterfrauen gestickt, eine andere Lesart eröffnet als üblich. Tatsächlich referenzierten die Zisterzienserinnen – selbst durchaus bewusste und unabhängige Klosterfrauen des Mittelalters – eine Interpretation der Maria, die vermutlich auf das Buch „Legenda Aurea“ von Jacobus de Voragine zurückgeht: Maria als selbstbestimmte, eigenständige Figur. Der Gedanke einer Identifikation der Zisterzienserinnen mit dieser Art von Maria liegt nahe. Diese besondere Marien-Interpretation genauso wie die Arbeit der Zisterzienserinnen wurden im Lauf der Geschichte von – männlich-dominierten – Meinungen verdrängt bzw. überdeckt. Keibel holt diese vergessene, verdeckte Geschichte hervor, indem er in einer eigens für den Ort geschaffenen Arbeit einzelne Motive aus dem Altartuch auswählt und die „alte“ Interpretation künstlerisch bearbeitet und wieder thematisiert. Der helle, weiße Untergrund wird hier abermals zum Medium einer vergessenen oder unerwünschten Erzählung, die über das Stille und Zarte ihre Kraft erhält. 

Dr. Kristina Schrei

Kuratorin: Maria Meyer

22.2.: Finissage und Gespräch mit dem Künstler


Frühere Events: 16. November
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Späteres Event: 22. November
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